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Chronik – Rittergut Schmölen/Bennewitz.

 

Um das Jahr 800 n. Chr. standen an Stelle unseres Mulden-Dörfchens Schmölen slawische Lehmhütten mit einigen Pechsiedereien. Zur Slawenzeit hieß Schmölen Smelnow, (von „Smola“: bed. Pech, Harz). 

Mühsam rodeten die Bewohner den dichten Nadelwald, trieben Fischfang und etwas Ackerbau und fertigten einfache Töpferwaren. 

Noch 928 n. Chr. saßen die Slawen ungestört in ihren Siedlungen an der Mulde, bis sie König Heinrich I. bekriegte, ihre Feste Jana (zwischen Oschatz und Lommatzsch) vernichtete und die Bewohner unterjochte. Jetzt setzten sich auf beiden Seiten der Mulde deutsche Ritter und Krieger fest und fingen an zum Schutze der Muldenstellung Befestigungen, sogenannte „Bergfriede“, zu gründen. 

Wurzen wurde zum ersten Male als kleine Stadt unter Otto I. urkundlich 961 erwähnt. 

Schmölen, das als Bergfried noch eher gegründet sein muss als Wurzen, da es auf dem linken Ufer liegt, und die Kolonisationsbewegung von West nach Ost erstreckte, arbeitete mit Wurzen Hand in Hand. 

Die Feste Schmölen sowie die Stadt Wurzen boten dann dem Zurückfluten der Slawen und dem Rückgang der deutschen Grenze, der durch die Vernachlässigung der Befestigung des Ostens unter den Ottonen hervorgerufen war, trotzig die Stirn. 

Mit Mühe uns Not hielt man sich in der bedrohten Stellung, aber es kam zu keiner Germanisierung der Bewohner, selbst als die Slawenanstürme nachließen. 

Die wenigen Deutschen meist Ritter und Geistliche, hatten keine Erfolge; denn die Bauern und Bewohner waren und blieben Slawen und Heiden. 

Erst Wiprecht von Groitsch erfaßte den Kolonisationsgedanken richtig, indem er das Land zwischen Pleiße und Mulde mit deutschen Bauern besiedelte. 

Die Slawen wurden nun durch die steigende Zuwanderung der Deutschen (Thüringer) unterdrückt und zu Leibeigenen gemacht. 

Um das Jahr 1000 waren die Bergfriede schon ganz gut befestigt. 

Ob aber der Bergfried Schmölen standgehalten hat, als 1005 Boleslaws von Polen auf seinen verheerenden Zügen bis an die Saale vordrang, ist sehr die fraglich, denn kurz darauf erbaute man in Schmölen ein viereckiges, steinernes Gebäude, dessen oberes Stockwerk aus Lehm und Fachwerk bestand. 

Diese Befestigungen ward im Laufe der Jahre zu klein und eng. 

Da man in der kriegerischen Zeit während eines größeren Neubaus  Überfälle befürchtete, so baute man um die alte Burg eine neue herum und riss erst nach Vollendung des Baues die innere alte Befestigung ein. 

Auf diese Weise erklärt sich die Entstehung des Lichthofes (Mauerreste der alten Burg liegen noch unter den Steinplatten des jetzigen Innenhofes.

Schmölen diente nun den Bischöfen von Wurzen, das weltlich zu den wettinischen Ländern gekommen war, aber zum Bistum Merseburg gehörte, als Tafel- oder Lehnsgut.

So manche Bischöfe suchten hier Erholung von ihren schwierigen Amtsgeschäften. 

Bischof Herwig(+ Juli 1148), schuf in Wurzen ein Kollegiatstift und machte die Stadt zum Bischofssitze, der bis 1581, als die Reformation ihren Einzug hielt, bestanden hat. Auch er wird oft hier verweilt haben. 

1381 hat Schmölen den sogenannten Pfaffenkrieg miterlebt. Über Schmölen zogen sengend und brennend die Mannen des Erzbischofs Ludwig von Magdeburg, welcher den Meißner Bischof Nikolaus I. zwingen wollte, sich seiner Diözese zu unterwerfen. 

Der Meißner Bischof schlug jedoch die Krieger zweimal und reinigte so sein Land vom Feinde. 

Später, um 1400, ließen die Bischöfe das Schloss durch einen 5-6 Meter breiten Wallgraben noch besser befestigen.. Er wurde durch zwei Kanäle gespeist, die von den Sumpfquellen aus westlicher Richtung kamen. 

So gedachten die Bischöfe das Schloss vor allen feindlichen Anstürmen zu sichern. 

Aber es sollte sich bald herausstellen, dass es den Scharen der Hussiten nicht standhalten konnte und ihnen gegenüber viel zu schwach war. 

1429 zogen diese wilden Horden nach Sachsen alles zerstörend und vernichtend. Sie verwüsteten die ungenügend verteidigten Städte, außer den stark verschanzten Burgen, die sie mit ihren uneingeübten Haufen ohne Belagerungsmaschinen kaum einnehmen konnten. Noch im Jahre 1429 wurde Dresden, Pirna, Meißen. Torgau und Bautzen zerstört. 

Im Frühjahr von 1430 verheerten sie die Gegend um Oschatz, Mügeln Schilda Strehla und Wurzen. Oberhalb Schmölens an der Mulde versuchte der kurfürstliche Leutnant Johann Polentz sich mit 500 Reitern, den Hussiten entgegenzustellen. Er zog in Richtung Grimma an der Mulde entlang, um auf die Rotten zu stoßen. Im Glauben, dass ihm der Sieg gewiss sei, schickte er einige von seinen Reitern der Wurzener Besatzung zu Hilfe. Die  Hussiten gingen jedoch unvermutet bei Döben und Schmölen über die Mulde, überraschten Johann Polentz und griffen ihn von vorn und im Rücken mit überlegenen Streitkräften an . Zäh und mutig wurde auf beiden Seiten gefochten. Der Kampf wogte hin und her. Schließlich wurde Johann Polentz  gänzlich geschlagen und seine Reiterei völlig aufgerieben. Über hundert seiner Mannen wurden von den Hussiten gefangen genommen. Über 400 Reiter blieben am Platze, der Rest suchte das Heil in der Flucht. 

Dann machten sich die Hussiten an die Belagerung von Schmölen. Die Kanonen in den Schießscharten wehrten tapfer, aber letztlich vergeblich die Gegner ab. Krachend zischten die Feldschlangen dazwischen. 

Allmählich rückten die Feinde durch Ausfüllung des Grabens näher an die Mauern heran. Die Verteidigung des Schlosses sah folgendermaßen aus: 

Das viereckige Grundgeschoß war von dem breitem Wallgraben umgeben und nach Süden mit 5 Schießscharten und Kanonen versehen. Auf der westlichen Ecke sowie der ganzen Nordseite auf der Ostseite zog sich ein 1 Meter breiter Mauerabsatz hin. Die ganze Nordostseite war nicht unterkellert und wies an jeder dieser Seiten im Erdgeschoß eine Kanone auf. 

Die Nord – und Ostseite und eine Hälfte der Westseite hatten drei Grundmauern, deren Abstände von einander mit Erde ausgefüllt waren. 

Aus den fest verbarrikadierten  Fenstern und vom Dach feuerte heldenmütig die Besatzung auf den weit überlegenen Feind.

Die Hussiten füllten unter großen Verlusten den westlichen Teil des Wallgrabens aus und stürmten das Schloss unter hartnäckiger Gegenwehr auf der Frontseite.

Schritt für Schritt wurde durch das Blut edler Krieger erkauft. Donnernd rasselte die eiserne Zugbrücke nieder und öffnete den eindringenden Feinden die Pforte. 

Die bischöflichen Verteidiger wurden überwältigt, das Schloss geplündert und zerstört. Von seinem Wurzener Schloss aus, das den Hussiten trotzte, sah Johannes IV. (1411-1451) Schmölen in Schutt und Asche sinken. (Die Fenstergewände aus Rochlitzer Sandstein zeigen noch heute die Spuren und Abdrücke von Hussitenkugeln ansehnlicher Größe).

Nach dieser Vernichtung erhob sich Schmölen bald wieder aus den Trümmern zu einer stattlichen Burg. 1445 war Nicel Steinbach Lehnsherr von Schmölen und des Landes. Er zahlte  der Witwe Friedrich des Streitbaren Katherine von Braunschweig, Zins nach Nauenhof. 

Fünf Jahre später besaß das Gut Conrad Lynern, der 1451 von Friedrich II. mit Gütern der Dresdner Pflege belehnt wurde. 

Noch in diesem Jahre wurde Schloss Schmölen an den Bischof Kaspar Schönberg zu Meißen verkauft. 

Das Dorf dagegen hatte Anfang des Jahres sein Vorgänger Johannes IV. (1411-1451), der früher schon einmal Schmölen besaß, erworben.

Das Gut blieb 50 Jahre im Besitz der Bischöfe. Der Verkaufsbrief an den Bischof zu Meißen aus dem Jahr 1451 ist im „Schöttgen“ abgedruckt. Durch diesen etwas breiten und schwülstigen Brief gelangte Schmölen in unmittelbaren Besitz der Bischöfe, während davor die Bischöfe und dann die weltlichen Lehnsleute das Gut von den sächsischen Herzögen nur als Lehen erhalten hatten.

Die Bischöfe scheinen es jedoch nicht verstanden zu haben, Schmölen zu bewirtschaften. Nach einem halben Jahrhundert kostete es den geistlichen Besitzer mehr als es einbrachte. Bischof Johannes VI. von Saalhausen (1444 – 1518) war ein prunkliebender Herr, der oft über seine Mittel hinaus ging, wenn es galt, ein schönes Bauwerk zu erschaffen. Seine etwas steife Steinstatue steht noch jetzt an der linken Seite des von ihm erbauten Domes. 

Johannes gab seiner Stadt außer dem Dom ein neues herrliches Schloss. Auch Schmölen hat er wiederbefestigt und verschönert. Dazu ließ er hier noch eine Kapelle bauen, die jedoch wegen Platzmangel außerhalb des befestigten  Schlosses errichtet werden musste. An der Stelle, wo sie sich noch heute in unveränderter Form befindet.

Um seine großen Ausgaben zu decken, musste der Bischof das Gut, das er ebenfalls noch mit Mauern umgeben hatte, im Jahre 1518 an Bernhard von Pfersdorf in Lehen geben. Dieser verpflichtete sich, an den Bischof als jährliche Lehensgabe 90 Scheffel, 30 Gr. oder 30gl. achteinhalb Malter Getreide und 80 Holzfuhren aufs Schloss Wurzen zu bringen. 

Das Herrenhaus, das so lange der Geistlichkeit gedient hatte, durfte 1539 die Reformation begrüßen und aus geistlichem in weltlichen Besitz übergehen. Aus der Zeit, wo die Bischöfe dort hausten, stammt der Kreuzgang mit den großen Türfenstern nach dem Lichthof zu. 

Ein paar Jahre später, im Jahre 1542, spielte sich im Süden von Schmölen wieder ein kriegerisches Schauspiel ab. Der sogenannte „Wurzener Fladenkrieg“. Er hat seinen Namen von den Osterfladen – die zu dieser Zeit gebacken wurden. 

Churfürst Johann Friedrich und Herzog Moritz zu Sachsen hatten sich beim Spiel stark verzürnt. Es heißt auch anders: über Wurzen, das gemeinsam verwaltet wurde, habe sich Churfürst Johann Friedrich die Schutzgerechtigkeit angeeignet. Er wollte in den Türkenkrieg ziehen und schrieb, um die Kosten zu decken, eine Türkensteuer in seinem Lande, also auch in Wurzen aus. 

Als sich aber die Stadt weigerte, diese zu zahlen, ließ er sie mit 400 Reitern besetzen. Moritz fühlte sich in seinem Rechte beleidigt und fürchtete, dass ihm die wichtige Stadt mit der Muldenfuhrt genommen würde. 

Er sammelte Truppen bei Oschatz. Der Leipziger Kreis hatte 500 Fußsoldaten und 250 Reiter zu stellen. Freiberg und die übrigen anderen Städte 300 Fußsoldaten. Der Churfürst war nicht säumig und zog eine Armee von 2200 Mann zwischen Wurzen und Grimma zusammen. 

Philipp von Hessen und Martin Luther schlichteten den Streit. Trotzdem kam es 1547 bei Schmölen an der Mulde zu einem kleinen Gefecht. 

Wurzen hatte Leipzig, das von Johann Friedrich belagert wurde, unterstützt. Zur Strafe dafür überfielen in der Nacht zum 26. März churfürstliche Truppen die Fährwachen an der Mulde, schlugen sie und richteten in Wurzen ein schreckliches Gemetzel an. Auch der Bürgermeister wurde getötet. 

Nachdem Herzog Moritz den Churfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg gefangen genommen hatte, forderten herzogliche Soldaten die Wurzener und ihre Nachbarbewohner, also auch Schmölener, auf, sich zu ergeben und dem neuen Herrscher den Huldigungseid zu leisten.

Ab 1554 war Schmölen in Besitz von Georg von Pfersdorf. Er war ein Freund Wurzens und hatte sich nicht am sogenannten Saukriege im Jahre 1558 beteiligt. Dieser Krieg war eine Fehde zwischen dem Bischof Johann II. und den Rittern Haugwitz und Hans von Karlowitz. Letzterer schadete dem Bischof sehr, indem er die Gegend von Wurzen unsicher machte und das Vieh wegtrieb. 

Später, um die 80er Jahre, gehörte Schmölen Christoph von Schleinitz. Schmölen, das bis dahin dem Bistum Wurzen bis dahin unterstand, war nach der „Wettiner Teilung“ im Jahre 1485 bis 1581 gemeinschaftlicher Besitz. Dann fiel es endgültig zur Albertinischen Linie, zu Chursachsen. Nach dem Tod des Christoph von Schleinitz, gehörte es seiner Witwe, die ihren Gatten um 21 Jahre überlebt. Sie wurde in der Gottesackerkirche begraben. 

Für Schmölen brach eine unheilvolle Zeit an. Die evangelisch-katholischen Gegensätze hatten sich mehr und mehr zugespitzt, bis sie sich schließlich 1618 entluden. In den ersten 14 Jahren des 30jährigen Krieges blieb die Gegend noch verschont. Dann aber brach das Unglücksjahr 1632 mit Unheil und Schrecken herein. 

Von dem fest verschanzten Schmölen aus sah man Wallensteins Truppen. Nach ihrer Niederlage aber überfluteten sie zügellos unsere Gegend. Otto von Thümmel verteidigte tapfer das protestantische Schloss Schmölen. Den Kaiserlichen gelang es trotz aller Anstrengungen nicht, es zu erobern. Aber schließlich wurde es von der Übermacht so zerschossen, dass es in Brand geriet und dadurch zerstört wurde. 

Die dreifachen Grundmauern mit ihren Schießscharten nebst Kellergeschoß  blieben verschont und gut erhalten. Auch etliche Gemächer im Obergeschoß verschonte das Feuer, so dass die Verteidiger trotz aller Drangsale aushalten konnten und die Kaiserlichen schließlich weiterziehen mussten. 

Jetzt folgte eine Zeit der Ruhe von 5 Jahren, in der sich Schmölen ein wenig erholen konnte. Das Schloss wurde notdürftig ausgebessert und mit einem provisorischen Dache versehen. Die Besatzung von Schmölen zog sich am Neujahrstage 1637 mit Angst und Grauen vor der unsicheren Zukunft in das befestigte Schloss zurück und harrte der Dinge, die da kommen würden. 

In der Umgebung brannten Städte und Dörfer nieder und wurden von den Schweden geplündert. Nichts verschonten sie, sondern trieben es noch ärger als die Kaiserlichen. Auch sie zogen im Februar wieder durch unsere Gegend, plünderten und brandschatzten, wo sie nur konnten.

Während der Ostertage überfielen die Schweden das Stift Wurzen und Umgebung und hausten mörderisch. Eine Woche hörte man aus Wurzen Stöhnen und Wehklagen und sah nur Rauch und Feuerwolken zum Himmel steigen. Mehrere Male versuchten seine gequälten Bürger durch die Mulde zu entfliehen, wurden aber immer wieder durch die bannerischen Reiter zurückgetrieben. Die wenigen Flüchtlinge, die es schafften, aber nichts als ihr nacktes Leben retten konnten, zerstreuten sich in ferne Orte. 

Auch im Dorfe Schmölen hausten und wüteten die Schweden. Hier kam es zu weniger Gewalttaten. Zwar wurde auch das Schloss angegriffen, es überstand aber die Marterwoche und konnte sich erneut gegen die Schweden halten, die wieder abzogen. Sieben Jahre danach musste Schmölen noch einmal die Drangsale des 30jährigen Krieges erdulden. 

Kaum erholt, wurde es 1644 schon wieder von einigen hundert Kaiserlichen überfallen und geplündert. Dabei waren erst kurz vorher die Schweden unter Thorstenson vorbeigezogen. Noch einmal rauchte die Kriegs – und Feuerflamme in dem notdürftig ausgebesserten Gut. 

Nach dem Friedensschluss von 1648 übernahm Wolf von Thümmel Schmölen und stellte mit eiserner Energie Gut und Schloss wieder her. 

Die Wallgräben und Mauern wurden ausgebessert und nach der Mulde zu mit einer starker steinerner Brücke überwölbt. Das Herrenhaus ließ er vollständig ausbauen und mit gutem Dach versehen.

Um 1650 wird Christian von Seydlitz Inhaber des Rittergutes. 1662 folgt Rosina Dorothea von Zedlitz, 1672 deren ältester Sohn Christian Friedrich von Zedlitz. In dieser Zeit, um 1680, wurde eine für damalige Verhältnisse außerordentlich große Scheune mit einem hohen, steilen Dach errichtet. 

Das Gebälk des riesigen Daches bestand zumeist aus Eichenholz (und wäre das Ziegeldach öfter ausgebessert worden, so dass die Balken nicht angefault wären und hätten die früheren Besitzer nicht etliche unbequeme Verbindungsbalken weggenommen, so stände die Scheune heute noch. Sie musste 1907 baufällig einer anderen weichen. 

In der Reihe der Gutsbesitzer folgte 1686 Christian Friedrich von Blümel, der das Gut jedoch bereits 1690 wieder verkaufte. Besitzer Schmölens wurde nun ein edler Pole, Hans Hermann Wostromyrsky von Rocketnick, Obrist, Wachtmeister zu Fuß, der infolge der Politik des Königs von Polen, August II, (1697-1733) dorthin verlegt wurde.

Er verschönerte Schmölen und ließ schmiedeeiserne Brückengeländer zum Park hin herstellen. Als 1704 August II, zum ersten Mal seiner Herrschaft in Polen verlustig ging, verschwand auch der edle Hans Hermann Wostromyrsky von Rocketnick aus Schmölen. 

1705 erwarb es Oberstleutnant Friedrich Leberecht von Damnitz. Sein Wappen und das seines Vorgängers sind vor Vergessenheit bewahrt und befinden sich in weißem Sandstein gehauen über der Tür, die über die Brücke zum Park führt. 

Frau Generalin von Wostromyrsky blieb übrigens noch bis 1706 in Sachsen, und zwar in Wurzen. Dann reiste auch sie ab. 

Die Zeiten wurden wieder unruhiger. Die Schweden verweilten abermals ein ganzes Jahr in Sachsen. Es war die Zeit des „Spanischen Erbfolgekrieges“. Diesmal ließen sich die Schweden in der Gegend von Schmölen aber nicht viel zu Schulden kommen. Sie verlangten nur eine gute Verpflegung. Insoweit hatte auch Herr F. L. v. Damnitz starke Einquartierung in Schmölen und musste eifrigst für das Wohlbefinden seiner ungebetenen Gäste sorgen. Sicher war er froh, als sie sich im August 1707, sich bei ihm für die Gastfreundschaft bedankend, abzogen.

1715 folgte in der Reihe der Besitzer sein Bruder Ernst Ludwig von Damnitz auf Mehdewitsch. Dieser Major überwarf sich 1717 mit dem Parochialpfarrer und sagte sich mit seinen Hörigen vom Pfarrer los, der ihn hierfür mit dem Kirchenbann belegte. 

Der Major ließ 1718 die Tochter eines Tagelöhners vor der Gutskapelle begraben und im Jahre 1719 setzte er selbst zwei seiner eigenen Kinder ohne kirchliche Einsegnung in der Kapelle beim Altar bei. 1721 wurde erneut ein Kind an der Kapelle beigesetzt, ohne dass der Pfarrer etwas davon wusste. 

Der Tagelöhner Johann Hundt wurde am Steinbruch begraben. Keine Einsegnung, keinen Gottesdienst kein Abendmahl ließ der gestrenge Herr in Schmölen abhalten. Noch im selben Jahre wurde ein Kind des Schneiders Kühn an der Kapelle beigesetzt. 

1722 sollte wiederum ein Söhnlein eines Tagelöhners der Erde übergeben werden, ohne dass eine Einsegnung stattfand. 

Der Kantor legte Protest ein, der jedoch beim Gutsherrn unbeachtet blieb. Als das Grab noch offen war,  wurde die Leiche auf Vorstellung der Bevollmächtigten der Parochie nach Bennewitz überführt und bestattet. Das letzte Kind des Majors von Damnitz fand 1723 am Altar seine Ruhestätte, ohne Taufe und Namen empfangen zu haben. 

Somit ruhen in und außerhalb der Kapelle sechs ungetaufte und nicht eingesegnete Kinder. Ob der gestrenge Major um 1723 verstarb oder wegzog, ist nicht bekannt. Die Kirchenbücher weisen schon 1724 auf den Generalmajor Johann Casimir von Danmitz als Besitzer Schmölens hin, der 1738 verstirbt. 

Es folgen 1739 Hans Hermann von Damnitz und 1741 Marie Sophie von Damnitz, deren Erben das Gute im har 1743 an Bytin Kurnatowska veräußerten. Bei ihr handelt es sich um die Witwe des polnischen Kammerherrn Benaventura von Kurnatowsky, dessen Vater, der General Wostromyrsky, ca. 50 Jahre zuvor bereits Besitzer von Schmölen gewesen war.  Zunächst besaß ihr ältester Sohn, Hofrat und Erbherr auf Schmölen, Georg Ludwig von Kurnatowsky, das Gut. Nach dem Tode dieses Sohnes ließ die Mutter in Bennewitz ein Erbbegräbnis anlegen und vermachte das Gut 1750 ihrem einzigen noch lebenden Sohn, Rittmeister Friedrich Gottlob von Kurnatowsky, der – anerkanntermaßen zum Wohl des Gutes – 41 Jahre lang Besitzer Schmölens blieb.

Dieser Pole hat sich großes Verdienst um das Gut erworben. Der vordere Teil des Walles an der Front des Hauses wurde zugeschüttet, so dass bequem Wagen vorfahren konnten und keine Zugbrücke mehr nötig war. 

In den dreiseitigen Wallgraben dagegen ließ man immer noch Wasser durch zwei Durchlässe fließen. Die wenig schönen Einfahrtshäuschen (von denen das östliche wegen allzu großer Baufälligkeit 1910 abgerissen wurde) entstanden ebenfalls unter G. L. von Kurnatowsky. Er baute auch das Leutehaus und Ställe. Unter ihm entstand sicherlich auch der große unterirdische Keller , der von Osten nach Westen verläuft und 13 Meter lang ist. Es lässt sich nicht mehr ermitteln, ob dieser der Rest eines Gebäudes ist oder als Burgverließ gedient hat (alte Leute meinen, dass früher darin Kartoffeln aufbewahrt worden seien. Da der Boden oft mit Grundwasser angefüllt gewesen ist, wurde er einige Meter zugeschüttet. Man kann die ursprüngliche Höhe des Kellers auf 6 Meter berechnen, während sie jetzt kaum 2 Meter beträgt.)

Im Jahre 1750 verstarb  ein Fräulein Katharina von Döring aus dem Hause Dahlem, die in Schmölen lebte,  85 Jahre alt und gänzlich blind . Ihr folgten noch mehrere Damen in die Gruft nach Bennewitz: Frau Helene von Kurnatowska im Alter von 75 Jahren, 1757 die Tochter Veronika v. K. und 1760 die andere Tochter Teresia v. K. 

Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges (1757-1763) hatten Schmölen sowie die anderen Ortschaften sehr unter der Einquartierung und Verpflegung der Truppen zu leiden. In Polen waren unterdessen große Wirren entstanden, die August der III. nicht mehr bewältigen konnte. Als 1763 das Haus Wettin die  Krone Polens verlor, brach das Geschlecht derer von Kurnatowsky aus Schmölen auf, um seinem Vaterlande Hilfe zu bringen. Schmölen hatte zum dritten Mal keine slawischen Besitzern (zuerst die Wenden und Sorben, dann die Familien Wostromyrsky und Kurnatowsky) mehr.

1791 kaufte der Rittmeister Friedrich Gottlob Petzsch das Gut. In diesen 90er Jahren kam es in der Gegend zu einem Aufstand der Bauern und Leibeigenen. Sie zogen vor die Herrenhäuser und verlangten – nach einer Einigung durch Nachgeben beider Seiten – erfolgreich die Abschaffung der Frohndienste und anderer Lasten.  Um die siebziger Jahre erwarb das Gut Baron Keller. 1790 

1794 erwarb  Major Baron von Keller das Gut. 1796 nahm er ein französisches Mädchen zu sich, das mit ihren Eltern während der „Französischen Revolution“ geflohen war. Die Eltern kehrten nach Frankreich zurück, wo sie der Guillotine zum Opfer fielen. Baron von Keller war Herr von Schmölen, Stetten bei Erfurt und Kitzscher bei Borna. 1805 ließ Baron Keller das angenommene Mädchen in der Schmölener Kapelle konfirmieren. 1807 starb es, erst 15 Jahre alt, auf Schloss Kitzscher. 

Der politische Horizont verdunkelte sich. Die französische Gewitterwolke der Eroberungskriege des ehrgeizigen Korsen war heraufgezogen und hatte Preußen überschattet. Die Würfel waren in der „Unglücksschlacht“ gefallen, das Heer der Preußen und Sachsen vernichtet. Am 16. Oktober, zwei Tage nach Jena und Auerstädt, sprengten französische Reiter durch Schmölen, um etwaige Feinde auszukundschaften und verlangten vom Herrn Hafer und Proviant. Gutsherren und Bauern hatten der sogenannten „Ausgleichskasse“ große Summen zu zahlen. Unaufhörlich, Woche für Woche, Monat für Monat,  marschierten Truppen aller Nationen durch den Ort und fast jeder Tag brachte Einquartierung und andere Drangsale mit sich. Bald kamen auch die Trümmer des Wurzener Bataillons zurück. 

Wie sahen sie jetzt aus, diese Krieger, die am 6. Oktober so freudig und kampfesmutig unter froher Musik nach Jena abgezogen waren!

Es ist nicht möglich und würde auch zu weit führen, die einzelnen Nationen, Regimenter, Generale und Offiziere, die Schmölen zu sehen bekam, zu nennen. Sieben Jahre hielt diese unruhige Zeit an. Durchmärsche wechselten mit Einquartierungen und der Schlossherr musste mit sorgenschwerer Miene all dem Treiben zusehen. 

Dann nahte endlich das Morgenrot der nationalen Erhebung der Deutschen. Die „Große Armee“ war in den Eisfeldern Russlands untergegangen. Der „Völkerfrühling“ 1813 hatte die Deutschen zum Kampf für die Freiheit aufgerufen. Und schon war der Korse im September von allen Seiten umstellt. In den ersten Oktobertagen rückten die Verbündeten Napoleon so tüchtig zu Leibe; dass es für ihn kein Ausweichen mehr gab. Er musste die Entscheidungsschlacht wagen. Am 6. Oktober kommt es zwischen Kosaken und Franzosen an der Fähre zu einem kleinen Scharmützel. Die Franzosen sprengten durch die Stadt, wurden aber abgewiesen. Ein Regiment Kosaken kam von Nischwitz.  Es wurde von Franzosen auf Lüptitz geworfen und brachte allein 800 Gefangene auf der Dresdener Landstraße ein. Es zog sich wieder zurück. Am nächsten Tage, am 7.Oktober, kamen französische Generäle mit großen Truppenmassen in die Nähe von Schmölen. 

Die Division Rennier blieb bei Machern und Marschall Ney quartierte sich mit 9 Generälen in den Bennewitzer Gasthof ein. Eine große Wagenburg stand zwischen Deuben und Bennewitz und erstreckte sich bis nach Schmölen. Vom 8. Zum 9. Oktober blieb der Kaiser Napoleon mit seinem Stabe in Wurzen, Domgasse Nr. 2 über Nacht. Am 9. traf dort der sächsische König mit 6000 Mann ein. 

Bis Schmölen waren Biwaks errichtet. Am 14. Oktober war in Schmölen von Leipzig bei Liebertwolkwitz her eine starke Kanonade zu hören. Am 16. Oktober war es den Verbündeten noch nicht gelungen, das jenseitige Muldeufer zu erobern – denn Napoleon ließ die Übergänge bei Düben durch die Bayern verteidigen und die anderen gefährlichsten zwischen Wurzen und Grimma wurden von der „Alten Garde“ gehalten.

Die Kosaken, die die östliche Flanke der Böhmischen Armee deckten, hatten schon vormittags die ganze Gegend östlich der Mulde vom Feinde befreit. Teile der „Alten Garde“, die die Höhen der Schmölener Lache besetzt hielten, wurden am Nachmittag von Kosaken, die zuvor nach kurzem aber blutigem Gefecht unter schweren Verlusten die Muldenfurt eingenommen hatten, zurückgeworfen. 

Unter Verstärkung der Böhmischen Armee wurden die Höhen gestürmt. Nun gab es keinen Halt mehr. Die wenigen Gardisten flohen, als sie sahen, dass nichts mehr zu retten sei, in Richtung Borsdorf. 

Gegen Abend wurde auch Wurzen eingenommen und die Kosaken zogen ein. Der erste Leipziger Schlachtentag, der 17. Oktober war vorüber. Man sah von Schmölen aus ein trauriges Bild: brennende Dörfer, Rauch, Staub und marschierende Truppen. Am 18. Oktober versuchten versprengte Trupps Franzosen vergeblich von Norden her Wurzen einzunehmen. Sie wurden von den Verbündeten kläglich vernichtet. 

Am 19. Oktober drang die Nachricht von dem glänzenden Sieg der Alliierten bei Leipzig auch nach Schmölen und jeder jubelte auf, von den mörderischen Drangsalen des Krieges befreit zu sein. 

Auch die sehr lästig gewordenen Durchmärsche der Truppen hörten bald auf und am Reformationstag konnte man fröhlich singen: Nun danket alle Gott“. 

Schmölen erholte sich bald von den Folgen des Krieges. Es blieb noch einige Zeit im Besitz des Barons von Keller, der es dann der Familie von Nischwitz käuflich überließ. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts trafen Schmölen alle Schicksale, die einen nur treffen können. 

Erst ein fröhliches Aufblühen, dann ein Stillstand, der zum Rückgang und zum gänzlichen Zusammenbruch führte. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zierten mächtige Gruppen von Rüstern den Weg an der Mulde (von denen nur noch wenige Stämme übrig geblieben sind). 

Im Jahre 1829 wurde gegen die Überschwemmungsgefahr ein Deich errichtet, der Feld und Wiese vor Hochwasser schützen sollte. 

Im Gute wurde der südliche Teil des Wallgrabens trocken gelegt und mit Rasen besät und bepflanzt. Schöne Lindenbäume bildeten den Abschluss am Hof, der höher als der Wall lag und von einem kunstgerecht verschnittenen Zaun umgeben war. Rosen, Jasmin und Flieder prangten in dem zum lauschigen Garten verwandelten Graben. Die Verlängerung des Brennereiteiches, des früheren Abflusskanals des oberen Weihers, führte unter einer alten Mauer hinweg, die sich parallel zur Front des Hauses hinzog und so den ganzen Gemüsegarten von dem außerhalb liegenden Teich abschloss. 

Der andere Abfluss – oder besser Speise-Kanal des Wallgrabens zog sich vom Teich unter der Westmauer weg längs der nördlichen Mauer hin und floss durch die Unterbrückung in den Wall. 

Ein niedriges Pförtchen führte nach außen an den Teich, der mit herrlichen Rüstern und schlanken Pappeln umsäumt war. (Ein das Gesamtbild recht verunzierender Teil des Dorfes stand damals noch nicht, man ging, ohne durch Häuser gestört zu werden, direkt auf die Felder.) 

Der Weg führte zurück durch den Gemüsegarten und weiter durch die zwei Einfahrtshäuser hindurch in den Park.  Die Wallgrabenbrücke endete schön geschwungen an einem halbkreisförmigen Platz, der von einem mit Efeu und Blumen berankten Holzgatter umgeben war. 

Bequeme, weiß gestrichene Bänke luden freundlich zum Sitzen ein. Auf dem Weg zum Parktor standen rechts und links auf Sockeln Putten und Amoretten aus der Barockzeit (eine dieser Figuren befand sich später bei einer Frau im Dorf und gelangte von dort in den Park von Machern.) 

Die Fassade des Herrenhauses war einfach: Renaissancegiebel im Mittelbau. In frischem Rot leuchteten die  Sandstein-Fensterrahmen aus dem Grün des rankenden Weines, der sich an dem safrangelb gestrichenen Haus emporwand. Die alten Linden rauschten und die reparierte Wetterfahne mit der eingeschnittenen Jahreszahl 1832 knarrt stolz auf ihrem Türmchen hin und her, als wollte sie von den vielen Kugellöchern erzählen, die ihr einst zugefügt worden waren. 

Um diese Zeit erwarb  Dr. Gustav Pohl aus Leipzig das Rittergut. Das von ihm stammende Zinngerät in der alten Kapelle wurde zur Taufe seines Sohnes den 20. Juli 1832 geweiht. Der Park lag damals beschattet inmitten alter, schöner Bäume. Tüchtige Gärtner bepflanzten die Wallgräben mit Myhrten, Granaten und anderen fremdländischen Sträuchern und oft spielte hier die Militärmusik Wurzens fröhliche Weisen, während die Familie des Besitzers inmitten lieber Gäste sich im alten Empire – Gartenhäuschen nahe des Einfahrtstores des herrlichen Sommertages erfreute. 

Nebenan führte eine Holztreppe zu einem kleinen gezimmerten Altan. Zwischen den Stämmen und Zweigen der vier Weißbuchen in luftiger Höhe erbaut, konnte man von ihm die sinkende Sonne als roten Feuerball hinter dem Wald verschwinden sehen. 

Die alte knorrige Linde, die mit ihren Zweigen den gemauerten „Lug ins Land“ an der Parkmauer jetzt ganz verdeckt und bei Sonnenschein spielende Lichter auf den Gedenkstein „Mignon 3. Juli 1853“ wirft, den die die Pohl`schen Kinder einst für ihren treugeliebten Hund errichteten, war damals noch ein zarter Baum, dessen Stämmchen mit den Stürmen, die das Muldental durchbrausten, tapfer zu kämpfen hatte. 

Noch manches alte Frauchen konnte „vom Hörensagen“ berichten, wie schön Schmölen damals gewesen ist und wie sich die Gutsherrin treu der Schulkinder angenommen und sie selbst im Stricken unterwiesen habe.

Im Jahre 1857 wechselte Schmölen leider wieder den Besitzer. Leutnant Traugott Otto Starke erwarb das Gut. Er ließ die schlechten Felder von dem Sachverständigen Dähne drainieren und belohnte diesen dafür mit einem Stück Feld, auf dem heute die Häuser am Teich stehen. 

Das Kriegsjahr 1866 kam heran. In der Nacht vom 16. zum 17. Juni zog preußisches Militär in aller Stille durch Schmölen, ohne einen Schuss abzugeben. Wie erleichtert atmeten die Dorfbewohner am Morgen auf! 

Böse und gute Jahre wechselten für Schmölen. Leider stand es mit dem Ertrag der Wirtschaft schlecht, sodaß 1883 der Konkurs über das Gut verhängt wurde und es jahrelang von einem Konkursverwalter bewirtschaftet werden musste. 

Der baufällige Pferdestall (jetzt Ochsenstall) wurde teilweise abgerissen. 1885 folgte der alte Ochsenstall und die Brennerei. Das Gut war nun wieder einigermaßen hergestellt, sodass es im Jahr 1886 käuflich an den Baumeister August Karl Friedrich überging, der es aber alsbald wieder an den Generalintendanten  Felix von Strantz veräußerte. Dieser überließ Schmölen seinem Bruder, dem General Friedrich von Strantz, einem hervorragenden Mitkämpfer der Schlachten von 1866 und 1870.  Er nahm sich der Männer des Grimmaer Kreises in „vaterländischer Gesinnung“ an, gründete Militärvereine und wirkte für alle Zeiten vorbildlich. Da sein Bruder jedoch das Gut wieder verkaufte, musste er das ihm lieb gewordene Schmölen verlassen und siedelte nach Kösen über. 

Der nächste Besitzer Haring wirtschaftete Felder und Gebäude binnen Kurzem bis auf das Äußerste herunter. Durch ihn sind viele der prächtigen, alten Bäume gefallen. Alles Holz, selbst Dachbalken, wurden zu Feuerholz verkauft und verbraucht. Während seiner Zeit sind leider auch alle das Gut betreffenden alten Akten und Erinnerungen abhanden gekommen.  Dieses kleine Schriftchen ist mühsam aus Erzählungen alter Schriften und Kirchenbüchern zusammengetragen worden. 

Am 31. Juli 1901 wurde Schmölen versteigert und kam in den Besitz des Hauptmanns Dr. jur. Karl Martin Schultz. 

Nun begann ein eifriges Schaffen. Überall war die rettende, vor Einsturz bewahrende Hand nötig. Mit Ausdauer und Umsicht ging man zu Werke und war glücklich, wenn sich der sinkende Mut durch einen kleinen Erfolg wieder belebte. So erhielt das Herrenhaus neue Giebel, im Stil der französischen Renaissance. Der Wallgraben, der nur noch ein sumpfiger Tümpel voller Mücken und Miasmen war, wurde trocken gelegt. 

Auf den Pfeilern der Wallgrabenbrücke entstand eine breite Terrasse, von der man freien Ausblick auf das freundliche Gelände hat. 

Der Park wurde kunstgerecht angelegt. 1907 musste die alte Scheune einer neuen weichen. Da der alte Kapellenturm unter den vorherigen Besitzern baufällig zusammengebrochen war, erhielt die Kapelle einen neuen Turm, der mit einer von der Frau des Gutsbesitzers 1907 gespendeten Glocke versehen wurde, die am  Palmsonntag 1908 zum ersten Mal geläutet und nun an Sonntagen die Andächtigen in das kleine, traute Gotteshaus rief. 

Während des I. Weltkrieges (1914-1918) erlebte das Rittergut erneut Einquartierungen und es wurde von vielen Menschen aufgesucht, die dort Unterschlupf suchten. Nachdem Dr. Schultz am 29. Mai 1924 verstorben war, wurde das Gut zunächst von seiner Frau Hedwig gemeinsam mit ihrem Sohn Hellmuth bewirtschaftet, ehe sie am 1.April 1928 einen Pächter einsetzen ließ. Hellmuth Schultz, der 1923 geheiratet und mit seiner Frau Elisabeth vier Kinder hatte (die Töchter Irmingard, Sigrid und Dagmar und den 1926 geborenen Sohn Lothar) starb ein Jahr, nachdem seine Mutter 1935 gestorben war, im Jahr 1936 völlig überraschend. 

Auch während des II. Weltkrieges wurde das Gut weiterhin von dem Pächter bewirtschaftet. Im Februar 1944 wurde die große Scheune (die der „große Stolz“ des Dr. jur. Schultz gewesen war) durch Brandbomben zerstört. Am 16. April 1945 trafen amerikanische Soldaten in Schmölen ein. Ihr Stab mit 70 Mann besetzte das Herrenhaus, in dem aber die Familie Schultz und die Pächterfamilie wohnen bleiben durften. Als die Amerikaner abgezogen waren, war das Herrenhaus vorübergehend Zufluchtsort für viele Flüchtlinge, die versuchten, in „den Westen“ zu gelangen. 

Am 1.Juli 1945 kamen dann die Russen über die Muldenbrücke und nur wenige Monate später wurde Familie Schultz Opfer der von Wilhelm Pieck für die Sowjetische Besatzungszone verkündeten „Bodenreform“, in deren Folge sämtliche Güter mit einer Größe von mehr als 100 ha enteignet wurden.

Aufgrund einer vom „Bürgermeister zu Bennewitz“ mit Bescheid vom 22.12.1945 umgesetzten Anordnung des Kommandanten der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 20.12.1945 mussten „…die Großgrundbesitzer, die im Rahmen der Bodenreform enteignet wurden, mit ihren Familien bis spätestens 21.12.1945 den Landkreis Grimma … verlassen haben …“. Familie Schlutz musste dem Befehl so kurz vor dem Weihnachtsfeste Folge leisten. Das Vorhaben, wonach der einzige Sohn, Lothar Schultz, das Gut mit Eintritt seiner Volljährigkeit im Jahr 1947 übernehmen würde, war damit zunichte gemacht worden.

Nach der Enteignung wurde das Herrenhaus Schmölen ab 1947 für Senioren als Feierabend- und Pflegeheim genutzt. Ein Schild neben dem Eingang trug die Aufschrift: „Vereinigte Feierabend und Pflegeheime des Kreises Wurzens – Heim Schmölen“. Auf dem Gut befindlich gewesene Ställe, die Brennerei, Reste einer alten Wassermühle und andere landwirtschaftliche Gebäude verfielen im Laufe der Jahre und wurden abgerissen. 

20 Jahre später, im Februar 1967, wurden das gesamte Dachgeschoss und das Mansardgeschoss durch einen Brand zerstört. Das Heim war deshalb in den Jahren 1967 bis 1970 geschlossen. 

Im Jahr 1987 wurde das Herrenhaus auf Initiative der Ortsgruppe des „Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFB)“ aus Anlass der 150sten Wiederkehr ihres Geburtsjahres eine Bronzetafel zu Ehren der „La Mara“ angebracht.

Nach der „Wende“ wurde das Herrenhaus von der „Arbeiterwohlfahrt Westsachsens“ bis zum Jahr 2001 als Seniorenzentrum betrieben. Der Kreis hatte der AWO das Gebäude 1996 in Erbpacht gegeben. Nach der Hochwasserflut 2002 stand es leer. Die bis dahin letzten ca. 60 Bewohner waren, als das Wasser der Mulde nur noch 10 Meter von der Terrasse des Hauses entfernt stand, evakuiert und umgesiedelt worden. 

Danach kehre niemand in das Heim, das auch ohne vorherige erhebliche Investitionen für seine Sanierung nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen genügt hätte, zurück. 

So kam es im Jahr 2006 zur Versteigerung des ehemaligen Rittergutes.  Eigentümer des Herrenhauses Schmölen wurde das Ehepaar Anna und Peter Franck, das nach dem Erwerb erhebliche Mittel investierte und das Gebäude u. a. mit EU -Fördermittel Schritt für Schritt sanierte, um es dann gemeinsam mit dem befreundeten Ehepaar Dorit und Martin Korpowski im Jahr 2009 als Pension und als mögliche Begegnungsstätte zu eröffnen. 

Bei diesem Text – soweit er sich bis auf das Jahr 1908 bezieht – handelt es sich um eine sprachlich überarbeitete, teilweise berichtigte und ergänzte Aufzeichnung einer Schrift von Hellmuth Schultz, die im Jahr 1910 entstanden sein dürfte und die demgemäß u. a. den Zustand des ehemaligen Rittergutes Schmölen beschreibt, wie er sich dem Verfasser damals bot. Hellmuth Schultz war ein Sohn des am 19.Mai 1924 verstorbenen ehemaligen Rittergutsbesitzers Dr. jur. Karl Marin Johann Schultz. 

Die Angaben im nachfolgenden Text beruhen auf Unterlagen, die die jetzige Eigentümerin des Herrenhauses Schmölen zur Verfügung gestellt hat. Darunter eine Aufzeichnung einer inzwischen über 90jährigen Zeitzeugin, Sigrid Brüggemann-Schultz. Soweit in diesen Unterlagen voneinander abweichende Fakten und Jahreszahlen enthalten sind, wurde der jeweils wahrscheinlichsten Version gefolgt. 

April 2017 MR a. D. Rudolf Leppin

Alle Einzelheiten des Werdens und Verbesserns aufzuzählen, war nicht der Zweck dieser Schrift, sie sollte nur in aller Kürze einen kleinen Überblick geben über die Schicksale Schmölens geben,  Am besten ist es, lieber Leser, Du kommst nun selbst heraus zu der einstigen, alten Wasserburg. Im Parke bestrahlt vom silbernen Mondlicht nicken die alten Zweige der Buchen und raunen von vergangenen Tagen, vom Wallgrabenritter, der mitternächtlich hier mit seiner Rüstung klirrte, von Mönchen und Kobolden, die zur Geisterstunde kichernd an den Hausecken furchtsame Mägde verscheuchten, – Und wenn das Tagesgestirn mit den Nebelgebilden  an der Mulde kämpft und siegreich leuchtend  am Horizont emporsteigt, dann wird es grünende Fluren, schimmernde Blütenbäume bestrahlen und beim lieblichen Anblick der Muldenufer, die friedlich bei der klaren Frühlingsluft im plätschernden Wasser  sich spiegeln, wird der Wunsch das Herz bewegen, dass eine höhere schützende Hand dem schönen Fleckchen Erde ferneres Gedeihen verleihen und es vor Krieg und Unruhen bewahren möge.

Ab April 2019 kaufen die Familien Schubert, Rackwitz und Klement das Haus. Die Pension wird in ihrem Sinne weitergeführt. 

 

Helmuth Schultz

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